„Den Verbrechen der Nazis nachzugehen, sich mit den Opfern zu beschäftigen und für Gerechtigkeit zu sorgen, das war die wichtigste Aufgabe der Staatsanwälte in beiden Ländern. Damit haben sie alle dazu beigetragen, dass die schweren Folgen des NS-Regimes in Europa aufgearbeitet werden konnten. Für diesen Einsatz verdienen sie unser aller Respekt, denn jeder einzelne von ihnen hat mit seiner Arbeit Bedeutsames für die Demokratie und den Frieden in Europa geleistet“, sagte der Justizminister und ergänzte: „Es ist ein großes Glück, dass wir heute, knapp 80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges, sagen können: Italien und Deutschland, die Emilia-Romagna und Hessen sind enge Partner und gute Freunde.“
Der Interviewband widmet sich der Frage, welche Rolle die deutsche und italienische Justiz bei der Aufarbeitung von nationalsozialistischen Gewaltverbrechen spielte. Im Mittelpunkt stehen dabei ausführliche Interviews mit Marco de Paolis und den früheren Frankfurter Oberstaatsanwälten Johannes Warlo und Dr. Gerhard Wiese, die mit dem Hessischen Generalstaatsanwalt Fritz Bauer bei den Frankfurter Ausschwitz-Prozessen und den Verfahren wegen Euthanasie-Verbrechen zusammenarbeiteten. „Fritz Bauer und seine Staatsanwälte Johannes Warlo und Dr. Gerhard Wiese haben den noch jungen Rechtsstaat in unserem Land maßgeblich geprägt. Es war zu dieser Zeit keine Aufgabe, die für sonderlich viel Applaus sorgte, ganz im Gegenteil. Dennoch taten sie, was getan werden musste. Für jeden Demokraten sind sie echte Vorbilder“, so der Justizminister. Der Interviewband erscheint mit einem Grußwort von Hessens Ministerpräsident Boris Rhein im Verlag der Villa Vigoni.
Ehrengast der diesjährigen Frankfurter Buchmesse
Italien ist Ehrengast der diesjährigen Frankfurter Buchmesse. Während der internationalen Buchausstellung erscheinen insgesamt zwei Publikationen zu den Verbrechen der Nazis und deren Aufarbeitung in Deutschland und Italien, die durch das Land Hessen finanziert werden.
Neben dem Interviewband wird die Studie „Monte Solo Marzabotto“ von Marco De Paolis in einer Reihe des Fritz-Bauer-Institutes publiziert, die die Ereignisse vor 80 Jahren in dem italienischen Dorf aufarbeitet. Einheiten von Wehrmacht, SS und Polizei verübten dort ein schweres Kriegsverbrechen. Mehr als 700 Menschen wurden ermordet. Marzabotto gehört zur Region Emilia Romagna – der heutigen Partnerregion des Landes Hessen.
Mit dem Massaker in Marzabotto beschäftigt sich unter anderem auch die Ausstellung „Trotz der langen verstrichenen Zeit…Die Nazifaschistischen Massaker im Befreiungskrieg 1943-1945“ in der Frankfurter Paulskirche, die noch bis zum 27. Oktober 2024 zu sehen ist und ebenfalls vom Land Hessen finanziert wird.