Im Zuge der umfangreichen Bauarbeiten zur Modernisierung des Justizstandorts Konstablerwache wurde der Schriftzug im Juli 2024 dort abgenommen und über den Sommer hinweg restauriert. In neuem Glanz wurde er von November bis Anfang März 2025 in der Frankfurter Paulskirche ausgestellt. Nun wird er zunächst im Oberlandesgericht stehen und nach Abschluss der Bauarbeiten wieder zurückkehren an seinen Ursprungsort, die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main.„Die Würde des Menschen ist unantastbar. Ein Satz, der aktueller denn je ist. Für Fritz Bauer war es wichtig, für die Werte, die unsere Demokratie ausmachen, konsequent einzutreten und sie selbstbewusst nach außen zu tragen. Wir werden diesen Schriftzug, der sinnbildlich für unsere Werte, unsere Demokratie und unseren Rechtsstaat steht, im Sinne Fritz Bauers in die Gesellschaft tragen und sichtbar machen“, sagte der Justizminister und ergänzte: „Bis das neue Justizzentrum in Frankfurt am Main errichtet ist, hat der Schriftzug im Oberlandesgericht in Frankfurt einen neuen Standort gefunden. Ich freue mich sehr, dass wir hier nun mit dem Schriftzug unser Bekenntnis zum Rechtsstaat, zu unserer Demokratie und zu unserem Grundgesetz präsentieren können.“
Bedeutung des Schriftzugs für die Justiz und das Erbe von Fritz Bauer
Der Präsident des Oberlandesgerichts Dr. Alexander Seitz betonte die Aktualität des Schriftzuges: „Wir freuen uns sehr, dass alle gleich im Foyer von diesem Schriftzug begrüßt werden. Der Aufstellungsort unmittelbar neben dem Portrait von Fritz Bauer hält die Erinnerung an die Entstehung dieses ersten Artikels des Grundgesetzes als Folge der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft wach. Sich der Bedeutung der Unantastbarkeit der Menschenwürde jedes Mal bereits beim Betreten des OLG bewusst zu werden, ist gerade in den gegenwärtig bewegten Zeiten von unschätzbarem Wert und mahnt, die tägliche Arbeit stets daran auszurichten.“
In diesem Sinne rückte auch der hessische Generalstaatsanwalt Torsten Kunze das besondere Vermächtnis seines Vorgängers für die Justiz von heute in den Vordergrund: „Der Schriftzug erinnert uns auch an Fritz Bauer, dessen Verdienste um Gerechtigkeit und Aufarbeitung des nationalsozialistischen Unrechts von großer historischer Bedeutung sind. Das Gedenken an ihn wird bei den hessischen Staatsanwaltschaften immer einen festen Platz haben. Sein Erbe hält uns, die gesamte Justiz, dazu an, unserer Verantwortung für die Menschen gerecht zu werden.“
Hintergrund zum Schriftzug
Für Fritz Bauer, den bedeutendsten Generalstaatsanwalt der Nachkriegsgeschichte, war der Artikel 1 des Grundgesetzes die Grundlage allen staatlichen Handels. Der Staat hat die Pflicht, die Würde seiner Bürger zu schützen und zu achten. Angesichts des millionenfachen Mordes und der Entwürdigung von unzähligen Menschen aufgrund ihrer Religion und/oder ihrer politischen Einstellung durch die Nationalsozialisten, die nur allzu oft von der NS-Justiz unterstützt wurde, war es ihm ein Anliegen, explicit auf den Artikel 1 des GG hinzuweisen. In besonders plakativer Weise hat er deshalb den Schriftzug „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ an seinen beiden Wirkungsstätten als Generalstaatsanwalt anbringen lassen: So Mitte der fünfziger Jahre in den Stein der Außenmauer der Staatsanwaltschaft gemeißelt in Braunschweig und 1966 dann in übergroßen Metalllettern an der Außenfassade der Staatsanwaltschaft in Frankfurt am Main. In beiden Fällen sollte der gut sichtbare Schriftzug den vorbeigehenden wie den das Gerichtsgebäude betretenden Bürgerinnen und Bürgern verdeutlichen: Richterliche Entscheidungen werden in unserem Land nicht mehr aus politischen Gründen, sondern allein durch das Recht herbeigeführt.