Die Diakonie Vogelsberg ist Teil der Regionale Diakonie in Hessen Nassau GmbH. Diese umfasst 17 regionale Diakonische Werke auf dem Gebiet der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau als eigenständiges Unternehmen und Tochtergesellschaft der Diakonie Hessen.
Hessens Justizminister Roman Poseck erklärte bei seinem Besuch in dem Diakonischen Werk Vogelsberg: „Bei Gewalt im häuslichen Bereich handelt es sich um keine Privatangelegenheit, sondern um ernst zu nehmende Straftaten. Dennoch ist diese leider weiterhin verbreitet. Die Opfer zu schützen, Täter in Verantwortung zu nehmen und ihnen zugleich Wege aus der Gewaltspirale aufzuzeigen, ist daher vordringliche Aufgabe von Staat und Gesellschaft. Die Bekämpfung häuslicher Gewalt stellt daher seit vielen Jahren einen Arbeitsschwerpunkt im Hessischen Ministeriums der Justiz dar. Dabei nimmt die Täterarbeit eine besondere Rolle ein. Im Sinne eines umfänglichen Opferschutzes müssen wir uns neben dem Opfer auch mit dem Täter befassen, um die Gewalt zu beenden. Die Ausübung häuslicher Gewalt ist Ausdruck erlernter Denk- und Verhaltensweisen und in der Regel nicht auf eine psychische Erkrankung zurückzuführen. Überwiegend richtet sich die Täterarbeit an erwachsene Männer, die gegenüber ihrer (Ex-) Partnerin gewalttätig geworden sind.“
Gewaltfreies Handeln und Kommunizieren
Das Diakonische Werk Vogelsberg führt unter anderem das Projekt „Gewaltfreie Kommunikation in Paarbeziehungen und bei getrenntlebenden Elternpaaren“ durch. Ziel ist es, gewaltfreie Sprache zu erkennen, Konfliktlösungen zu erlernen und ein gewaltfreies Handeln und Kommunizieren bei Paaren und/oder Eltern zu verfestigen, um somit auch Verhaltensweisen zu ändern. „Kinder sind immer selbst Opfer, wenn sie Gewalt in der Beziehung der Eltern erleben müssen. Sie werden hierdurch in ihrer Entwicklung konkret gefährdet. Zudem erlernen sie das vorgelebte Verhalten, sowohl auf Opfer- als auch auf Täterseite. Dadurch fallen sie häufig im späteren Leben selbst in entsprechende Verhaltensmuster. Unser Ziel ist es, diese Gewaltspirale aufzulösen. Genau an dieser Stelle setzt das Projekt des Diakonischen Werks Vogelsberg an und ist daher ein unerlässlicher Bestandteil zur Bekämpfung häuslicher Gewalt. Gerade im ländlich geprägten Vogelsbergkreis hat das Projekt einen hohen Stellenwert. Das Diakonische Werk Vogelsberg erhält für die Durchführung des Projekts „Gewaltfreie Kommunikation in Paarbeziehungen und bei getrenntlebenden Elternpaaren“ im Rahmen der projektbezogenen Förderung auch in diesem Jahr eine Zuwendung in Höhe von 17.500 Euro.“
Im Jahr 2022 wurden dem Projekt 14 neue Fälle (Paare) zugewiesen. Hinzu kam noch die Betreuung von 6 Fällen aus 2021. Von den insgesamt 20 Fällen konnten 15 abgeschlossen werden, 5 Fällen stehen zur Bearbeitung in 2023 noch aus. Bei allen Fällen handelte es sich entweder um Selbstmelder oder um Zuweisungen über Jugendamt. In einem Fall hatte das Paar kein gemeinsames Kind, in allen anderen Fällen gab es jeweils 1 oder 2 gemeinsame Kinder.
Breite Unterstützungsmöglichkeiten für Betroffene
Der Minister führte weiter aus, dass zur effektiven Strafverfolgung und gleichzeitigen Prävention von häuslicher Gewalt in Hessen inzwischen auch die Intervention in Fällen häuslicher Gewalt, das sogenannte „Marburger Modell“, landesweit ausgerollt worden ist. „Der Fokus bei dieser Intervention in Fällen häuslicher Gewalt liegt auf einer schnellen und intensiven Zusammenarbeit von Polizei, Staatsanwaltschaft und Gericht unter der Mitwirkung von Täterberatungsstellen und Beratungsstellen für Opfer und Zeugen von Straftaten im partnerschaftlichen Kontext. Auch die projektbezogene Förderung der Täterarbeit wurde in den vergangenen Jahren durch das Hessische Ministerium der Justiz kontinuierlich ausgebaut. Die in diesem Bereich zugewendeten Mittel beliefen sich zuletzt auf jährlich 250.000 Euro. Mit dem Doppelhaushalt 2023/2024 wurde diese Fördersumme erneut um 100.000 Euro auf 350.000 Euro jährlich aufgestockt. Damit kann die für den Opferschutz unverzichtbare Täterarbeit weiter gestärkt werden.“
„Hessen engagiert sich seit vielen Jahren in vielfältigster Weise im Bereich der Bekämpfung von häuslicher Gewalt. Das Land ist dabei auf die Unterstützung von Vereinen und Organisationen vor Ort angewiesen. Betroffene erhalten in dem Diakonischen Werk Vogelsberg breite Unterstützungsmöglichkeiten. Ich danke den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für ihre oft auch schwierige Aufgabe. Täterarbeit ist auch in einem starken Rechtsstaat im Interesse des friedlichen Zusammenlebens in Familien und Beziehungen sowie in der gesamten Gesellschaft unverzichtbar“, führte Prof. Dr. Roman Poseck abschließend aus.