Die Justizvollzugsanstalt Kassel II ist eine sozialtherapeutische Anstalt, die für erwachsene männliche Strafgefangene im hessischen Justizvollzug zuständig ist. Die Anstalt bietet unter anderem folgende Behandlungsschwerpunkte an: Einzel- und Gruppentherapie, schulische und berufliche Maßnahmen sowie sportpädagogische Maßnahmen und Freizeitaktivitäten.
„Die Justizvollzugsanstalt Kassel II ist einzigartig im hessischen Justizvollzug. Sie setzt als Sozialtherapeutische Anstalt einen besonderen Schwerpunkt. In der Anstalt werden vor allem männliche Sexualstraftäter untergebracht. Die angewandten Therapien sollen vor allem auf rückfallgefährdete Personen einwirken, um weitere Straftaten nach der Haftentlassung zu verhindern. Die Bediensteten haben oft mit schwierigen Fällen zu tun, die unter die Haut gehen können. Sie sind hoch qualifiziert. Es bedarf einer hohen sozialen Kompetenz und eines besonderen Einfühlungsvermögens. Ich konnte mir heute selbst ein Bild von der Anstalt machen und kann bestätigen, dass die Bediensteten diese Eigenschaften mit sich bringen. Vielen Dank für Ihren Einsatz und Ihr Engagement. Von den Erfahrungen und Therapieerfolgen in der JVA Kassel II profitieren auch alle anderen hessischen Anstalten. Das zeigt, wie wichtig die Einrichtung für Hessen ist“, erklärte Justizminister Roman Poseck während seines Besuchs in der Justizvollzugsanstalt Kassel II.
Berufsbildungswerk Dr. Fritz Bauer e.V.
Das Berufsbildungswerk Dr. Fritz Bauer e.V. wurde 1957 als Verein Die Freizeit e.V. vom damaligen Hessischen Generalstaatsanwalt Dr. Fritz Bauer gegründet. Der Verein widmete sich zunächst der Resozialisierung der Insassen hessischer Vollzugsanstalten durch Mitwirkung bei der Gestaltung ihrer Freizeit. Nach dem Tod von Fritz Bauer im Jahr 1968 wurde der Name des Vereins in Gefangenenbildungswerk Dr. Fritz Bauer e.V. (GBW) geändert. Seit dem Jahr 2000 trägt der Verein den noch heute verwendeten Namen Berufsbildungswerk Dr. Fritz Bauer e.V.
Das Berufsbildungswerk Dr. Fritz Bauer e.V. bietet Bildungsmaßnahmen für 16 verschiedene Ausbildungsberufe an. Es ist in den Justizvollzugsanstalten Butzbach, Frankfurt III, Fulda, Kassel I und II sowie in Schwalmstadt vertreten. In der Justizvollzugsanstalt Kassel II werden unter anderem Ausbildungen zum Elektroanlagenmonteur, Maler und Lackierer, für Farbtechnik und Raumgestaltung sowie als Maschinen- und Anlagenführer angeboten. „Damit leistet das Berufsbildungswerk Dr. Fritz Bauer e.V. einen wichtigen Beitrag, um Gefangene wieder in das Arbeitsleben einzugliedern. Gerade im Strafvollzug haben wir es oft mit Menschen zu tun, die schwierige Bildungskarrieren oder abgebrochene Ausbildungsbiografien hinter sich haben. Wir wollen den Gefangenen auch innerhalb der Haft Wege für ein Leben nach der Haft aufzeigen. Deshalb bieten wir im Strafvollzug Aus- und Fortbildungen sowie Berufsausbildungen an. Unser Ziel ist es, die Ausbildungen so praxis- und realitätsnah wie möglich umzusetzen. Dabei sind einige Ausbildungsinhalte von der IHK zertifiziert und anerkannt. Dadurch steigern wir für die Inhaftierten die Möglichkeit, nach ihrer Haftzeit eine Anstellung zu bekommen, um so den Einstieg in ein geregeltes Leben ohne neue Straftaten zu starten“, führte der Minister weiter aus.
Inhaftierten eine Zukunftsperspektive geben
Im vergangenen Jahr haben insgesamt 214 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an den Maßnahmen des Berufsbildungswerks Dr. Fritz Bauer e.V. teilgenommen. Davon haben sieben Personen erfolgreich ihre Ausbildung zum Elektroanlagenmonteur/Industrieelektriker, vier zum Maler und Lackierer sowie vier zum Industriemechaniker absolviert. Weitere zehn Teilnehmer haben erfolgreich den Schweißerpass erhalten und jeweils sieben Personen konnten ihre Teilqualifizierung im Garten- und Landschaftsbau sowie als Gebäudereiniger erfolgreich abschließen.
„Dank der Unterstützung des Berufsbildungswerks Dr. Fritz Bauer e.V. gelingt es, Inhaftierten eine Zukunftsperspektive zu geben. Damit auch künftig weitere Gefangene ihre Ausbildung erfolgreich in den Justizvollzugsanstalten absolvieren, freue ich mich, dem Verein eine Förderung in Höhe von 824.000 Euro zu überreichen. Der hessische Justizvollzug trägt wesentlich zur Sicherheit unserer Bevölkerung bei. Dazu gehört auch ein effektives Konzept zur Resozialisierung. Die Ausbildung der Gefangenen ist dabei ein wichtiger Baustein. Die langjährige Zusammenarbeit des Vereins mit den hessischen Justizvollzugsanstalten gestaltet sich ebenso vertrauensvoll wie konstruktiv und trägt damit zu einem straffreies Leben der Gefangenen nach der Haft bei. Ich danke allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sich dafür im Berufsbildungswerk engagieren“, sagte Justizminister Roman Poseck abschließend.
Hintergrund:
Namensgeber des Vereins ist Dr. Fritz Bauer, der von 1956 bis zu seinem Tode 1968 Generalstaatsanwalt in Hessen war. Wegen seiner Ablehnung des Nationalsozialismus wurde er bereits 1933 inhaftiert und aus dem Staatsdienst entlassen.
Diese Erfahrung, aber auch seine zutiefst humanitäre und sozialkritische Haltung brachten ihn dazu, sich als Generalstaatsanwalt nicht nur für die strafrechtliche Aufarbeitung der Gräueltaten des Nationalsozialismus, sondern auch für die Verbesserung des Justizvollzugs einzusetzen – und ganz besonders für die Wiedereingliederung der Gefangenen in die Gesellschaft.
Eine Folge dieses Engagements war die Gründung eines Fördervereins, aus dem nach dem Tod von Fritz Bauer das gemeinnützige Gefangenenbildungswerk Dr. Fritz Bauer e.V. als Vorläufer der heutigen Einrichtung hervorging. Seit 2001 bedient sich der Verein für das operative Geschäft der gemeinnützigen Gesellschaft mbH Berufsbildungswerk Dr. Fritz Bauer (BWB gGmbH).